Der Hamburger hat immer Appetit!
Unsere Unternehmensgeschichte
Der Hamburger hat immer Appetit. Dementsprechend behandelt er auch seinen Durst – mit bewundernswertem Entgegenkommen. Eigentlich müsste sie längst geschrieben sein, die Geschichte der hanseatischen Gastronomie. Nur: Wer würd solch einen Aufwand treiben wollen? Schließlich müssten Jahrhunderte „abgearbeitet“ werden. Vielleicht findet sich ein Kompromiss, der dort beginnt, wo auch BOHNHOFF seinen Anfang nimmt: im wirtschaftlichen Krisenjahr 1931.
Arbeitslosigkeit und Konkurse am Fließband – Die Nachwehen des „schwarzen Freitag“ vom Oktober 1929 hallen endlos nach. In Hamburg trifft es vorab teure Herbergen: das „Streit’s Hotel“, das „Esplanade“ oder den „Hamburger Hof“ – sie meldeten Insolvenz an. Unzählige Gastwirte tun es Ihnen gleich.
Ausgerechnet in diesem ungünstigen Klima gründet Karl Bohnhoff sein „Bier-Lager-Geschäft“. Die Bill-Brauerei unterstützt ihn, die nun in Hamburg über einen zuverlässigen Lieferanten für ihre Kneipen, Restaurants und Bierhäuser gefunden hat. BOHNHOFFs Solidität spricht sich rasch herum:
Max Kempinski, Inhaber des „Kempinski“ am Jungfernstieg (über den Alsterarkaden), hört von BOHNHOFFs Beständigkeit. Er macht BOHNHOFF zu seinem Hof-Lieferanten, zumal die „Kempinski“-Konkurrenz (der unter den Alsterarkaden liegende) „Stadtkeller“ abschließend ebenso zu BOHNHOFFs Kunden zählt. Und als der „Friesenkeller“ das Erbe des „Stadtkellers“ antritt, sichert BOHNHOFF fortan auch den „Friesenkeller“-Nachschub ab. Daran hat sich heute nichts geändert.
Karl Bohnhoff bringt es vom Duvenstedter Lokal-Patrioten zum „überregionalen“ Hamburger Bier-Verleger, bis der Zweite Weltkrieg der Branche den Todesstoß versetzt. Hunderte Kneipen und Restaurants schließen. Die Speisenkarte bietet, wenn überhaupt, überwürztes Pferde- oder Fohlenfleisch. Gezahlt wird in Fett- wie Fleischmarken. Das Besteck ist mitzubringen. Es gibt keines mehr, weil bomben-geschädigte Gäste Messer, Gabeln, Löffel in Massen klauen, um ihre Haushalte „aufzufrischen“.
Und Bier? Es gibt „Ersatz“. Es schmeckt scheußlich. Wein? Den säuft die Wehrmacht oder was von ihr übrig geblieben ist. Was trinkt der Hamburger in seiner Not? Wasser, im Glücksfall greuliche Rübensäfte. Aber der Kartoffelschnaps macht Karriere. Mit dem lässt sich das Ende irgendwie leichter ertragen.
Hamburger Gerstensaft nach dem Reinheitsgebot wird wieder im März 1947 gebraut. Wer aber kann sich den hinter die Binde gießen? Wenige, denn es fehlt die Logistik: Fahrzeuge, wichtiger noch, Biergefäße jeder Art.
Die Währungsreform lässt die entbehrungsreiche Ära endlich ausklingen. Es eröffnen wieder das „Kaffee Vaterland“ am Alsterdamm, das „Café Hübner“ am neuen Wall oder die „Lessing-Diele“ am Gänsemarkt – ach, war es schön, das Überlebthaben. Doch die legendären Etablissements bestehen seit langem nicht mehr. Wer kann sich an die Namen noch erinnern?
Karl Bohnhoffs Sohn Hans, 1950 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, übernimmt das Unternehmen. Deutschland feiert sich als Fußballweltmeister; jeder Wirt setzt Eisbein auf die Karte und fördert somit die Fresswelle. In Fuhlsbüttel hebt die erste Douglas DC-6 Richtung Rimini ab.
Chianti, Catarine Valente – Medditeránes erobert die Gastronomie. Vorab bei den Kunden BOHNHOFFs: Die Pizza Calzone kostet im „Due“ in der Rentzelstraße 1,90 Mark, das Moravia Pils in „Zur alten Ecke“ am Zeughausmarkt noch 40 Pfennig, für das Wiener Schnitzel nimmt das „Restaurant Heckel“ auf der Reeperbahn 2,75 Mark, das „Riper“ in der Schauenburger Straße für das Glas Müller-Thurgau 90 Pfennig. Glückselige Zeiten sind das. Wichtig für Gäste, die mit einem Durchschnittsgehalt von rund 350 Mark rechnen müssen. Noch fährt die Straßenbahn, Halteverbote und „Knöllchen“ – unbekannt. In jedem Stadtteil existieren mehrere Kinos, in Eppendorf über zweihundert „Tante-Emma-Läden“ – Butter gibt’s aus dem Faß, die Milch kommt aus der Kanne. Doch die Gemütlichkeit hält nicht lange vor.
Als Klaus und Heiko Bohnhoff die Firma übernehmen, erschüttert die Ölkrise die Welt, Supermärkte und ALDI verdrängen den Einzelhandel, alte Gebäude weichen leblosen Bürotürmen, der Konsument wird anspruchsvoller. Umwälzungen desgleichen in der Gastronomie. Sie verlangt nach „Neuem“. Sortiments-Lieferungen allein reichen nicht mehr aus.
Als Partner der Gastronomie entwickelt Bohnhoff zuerst individuelle Gastronomie-Konzepte, zugleich fördert und finanziert Bohnhoff Existenz-Gründungen. Seinerzeit eine von der Konkurrenz geradezu mitleidig belächelte Innovation.
Am 1. Dezember 2011 ist Bohnhoff 80 Jahre alt geworden. Ein Mittelständler hat durchgehalten. Die nächste Generation steht bereits „Gewehr bei Fuß“. Thomas Bohnhoff wird die Tradition des Familienunternehmens fortsetzen. Im Zeitalter von Globalisierung und „Heuschrecken“ ein Kabinettstück“.